Im Interview mit Zukunft ERDGAS spricht Norbert Zösch, Geschäftsführer der Stadtwerk Haßfurt GmbH, über das innovative Wasserstoff-BHKW des Unternehmens und das Potenzial von grünem Gas für das Gelingen der Energiewende.
Drei Fragen an Norbert Zösch:
Herr Zösch, die Stadtwerk Haßfurt GmbH ist ein echtes Vorbild in Sachen Energiewende. Erst kürzlich haben Sie ein BHKW in Betrieb genommen, das mit grünem Wasserstoff betrieben wird. Wie kam es zu der Entscheidung?
Im vergangenen Jahr produzierten unsere Wind-, PV-, Biogas- und KWK-Anlagen über 90 Mio. kWh und damit lag der regenerativ erzeugte Anteil in unserem Versorgungsgebiet bei ca. 210 %. In unserem Reallabor können wir deshalb die Stromspeicherung über unsere Power-To-Gas-Anlage mit tatsächlichem Überschussstrom schon heute realisieren und so die Zukunftsvision einer 100% erneuerbaren Energieversorgung in der Praxis beweisen. Das letzte Glied in der Kette, die Überbrückung der sog. „Dunkelflaute“, war folglich deshalb noch die hochinnovative Rückverstromung mittels eines BHKW mit 100%-igem Wasserstoffbetrieb.
Mit Ihrem BHKW wurde erstmals in der kommunalen Praxis eine wasserstoffbasierte Speicher- und Nutzungsmöglichkeit für regenerativen Strom umgesetzt. Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich von dem Projekt?
Wir können mit der wissenschaftlichen Begleitung durch die OTH Amberg-Weiden den Betrieb einer solchen Anlage erstmals mit aussagekräftigen Ergebnissen dokumentieren und optimieren.
Die ersten Messungen sind sehr vielversprechend, da neben der CO2-Nullemission auch der NOx-Anteil im Wasserstoffbetrieb deutlich reduziert werden kann, so dass man in der Tat von einer „zero emission“ sprechen kann. Wir werden im Rahmen dieses durch das Bayerische Wirtschaftsministerium geförderten Demonstrationsprojektes auch noch den Dual-Fuel-Betrieb mit Erdgas oder Wasserstoff realisieren.
Wenn es um Investitionen in Grüngas-Projekte geht, beklagt die Branche oft die mangelhafte Unterstützung der Politik. Ihr Stadtwerk zeigt, dass innovative grüne Projekte schon heute möglich sind. Was können andere Versorger von Ihnen lernen?
Ja, leider wurde in den letzten Jahren die Erzeugung von regenerativ erzeugtem Wasserstoff von der Politik nicht ausreichend unterstützt. Wir sind deshalb sehr stolz, dass wir unsere Power-to-Gas-Anlage dennoch bereits 2016 zusammen mit unserem Projektpartner Greenpeace Energy erfolgreich umsetzen konnten. Mittlerweile gibt es an unserem Standort weitere Forschungsprojekte wie z.B. E2Fuels (Erzeugung von „grünem Methanol“). Neue Wege erfordern neue Ideen und neue Finanzierungsmethoden. Wenn es der Politik nun auch noch gelingt, optimale regulatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, ist die Energiewende ganz schnell umsetzbar.
Quelle: https://blog.erdgas.info/drei-fragen-an-norbert-zoesch/